Karl-Heinz Sonneborn ist 85

Er war knapp 30 Jahre alt, als er seinen ersten Meistertitel gewann – und Billard, das Spiel der Könige, ist für Karl-Heinz Sonneborn seit fast sieben Jahrzehnten viel mehr als ein Spiel: Das grüne Tuch ist Teil seines Lebens. Sonnenkönig Ludwig XIV. ließ die Kugeln auf Anraten seines Leibarztes rollen. Der Ehrenvorsitzenden des DBC Bochum handelt zwar nur noch seltener, aber nach der gleichen Devise. Am letzten Sonntag vollendete Sonneborn sein 85. Lebensjahr. 55 Jahre nach dem ersten nationalen Titel.

Für eine Laudatio ist der Jubilar nicht zu haben: „In meinem Billard-Leben“, sagt er, „stand ich oft genug im Vordergrund. Das reicht.“ Dann nämlich, wenn er selbst Meisterlorbeer gewann oder Verantwortung für seinen Verein übernahm. Und dies in vielfältiger Form. Seit über vier Jahrzehnten befindet sich in seinem Haus das Billardzentrum des Deutschen Rekordmeisters DBC Bochum. Er erwarb das Gebäude – nicht zuletzt, um „seinem“ Verein hier auf Dauer ein Zuhause zu sichern. Seit 57 Jahren bereits hält er dem DBC die Treue und gute 25 Jahre war er auch Vorsitzender.

1951 wurde er Mitglied bei den damaligen Billardfreunden Weitmar-Neuling (heute Weitmar 09), bevor er 1961 zum DBC wechselte, der damals noch „Unter Uns“ Dahlhausen hieß, und sich mit ihm und dem viel zu früh verstorbenen Klaus Hose zu ungeahnten Leistungen aufschwang. Mit ihm, mit Hose, Paul Kimmeskamp, Wolfgang Fischer und dem ebenfalls früh verstorbenen Alfred Scharmach stieg die junge Mannschaft von der Bezirksklasse über die Landesliga bis in die Westfalen-Oberliga auf.

Dort wurden Sonneborn & Co. ebenso Überraschungs-Meister wie dann im Deutschen Finale gegen die Großen aus Berlin, Saarbrücken und Duisburg. „Für Berlin spielte der große Dieter Müller, in Saarbrücken der legendäre August Tiedtke“, erinnert sich Paul Kimmeskamp, „aber gewonnen haben wir.“

Das war 1963 in Buer – aber dann wiederholten die Dahlhauser Jungs das „Wunder von Gelsenkirchen“ auch noch 1964 in Berlin und 1965 im Bochumer Humboldt-Eck. Zusammen gewannen die Klasse-Teams des DBC – auch unter Sonneborns Ägide und mit ihm als Spieler – nicht weniger als 28 Deutsche Meisterschaften, die Einzelspieler wie Hose, Fabian Blondeel oder Thomas Nockemann mehrere Europameisterschaften und weit über 50 nationale Titel.

Sonneborn war es, der seit 1970 den Umzug aus Dahlhausen ins Billardzentrum Am Holtkamp betrieb, um die Trainingsbedingungen zu optimieren und bessere Voraussetzungen für das so wichtige Sponsoring zu schaffen. Deshalb beobachtet er die aktuelle Entwicklung bei der Sportförderung in dieser Stadt mit Sorge. „Das Sponsoring bei allen wichtigen potenziellen Partnern“, stellt er fest, „funktioniert jetzt anders. Wir als sehr erfolgreicher, aber auch sehr kleiner Verein haben beim Voting praktisch keine Chance.“

Sonneborn war es übrigens auch, der nach dem Beispiel der Fußballer vom Meidericher Spielverein (heute MSV Duisburg) den alten Namen in DBC (Dahlhauser Billard Club) Bochum änderte, um die Stadt im Vereinsnamen repräsentiert zu wissen.

Der Funktionär und Sportler war schon in sehr jungen Jahren in Weitmar (später auch Witten) selbständiger Lebensmittelkaufmann, hatte stets berufliche Interessen und die des Vereins, seines Sports zu koordinieren. Dennoch war er zusätzlich noch auf Kreisebene Sport- und Jugendwart, von 1966 bis 1974 auch Kreisvorsitzender. Für seine Verdienste um den Billardsport erhielt der Jubilar schon 1987 die goldene Ehrennadel der Deutschen Billard Union.

Das Titelbild zeigt übrigens die Gratulanten Fabian Blondeel, Ludger Havlik und Thomas Nockemann zum 80. Geburtstag von Karl-Heinz.

Von Eberhard Franken