WM 1978


Die Weltmeisterschaft 1978 im Cadre 71/2 war ein Höhepunkt der Billardgeschichte in Bochum. Die damaligen Billardgrößen Müller (DE), Connesson (FR), Hose (DE), Corin (BE), van der Smissen (NL), Schrauwen (BE), Berardi (AR) und Komori (JP), sie alle kamen in die Bochumer Rundsporthalle um den ersten Platz der Welt unter sich auszumachen.

Bereits 1977 machten sich die Organisatoren um Herbert Stratmann (DBC Bochum 1926) an die Arbeit die Weltmeisterschaft in Bochum zu organisieren. Stratmann war zugleich Billard-Boss und Initiator der Titelkämpfe. Bereits ein Jahr zuvor schätze der Organisator die Kosten auf über 50.000 DM.
Im Juni 1978 waren die nötigen Zuschüsse durch die Stadt bereits abgesegnet worden. So war die WM finanziell abgesichert und im Zentrum aller Bochumer Sportveranstaltung des Jahres.

Die ARD nimmt mit Hallenwart Kilian und DBC-Bundesligaspieler Paul Kimmeskamp die Halle in Augenschein. (RN: 09.10.1978)


„Der ewige Zweite greift zur Krone“
Der Bochumer Klaus Hose, eine der bedeutendsten Persöhlichkeiten im deutschen Billardsport, nahm 1978 den Kampf um die Weltmeisterschaft in seiner Heimatstadt in Angriff.
Hose galt zur damaligen Zeit als Geheimfavorit und war für viele Bochumer das Idol schlechthin. Bis zum Turnier unterlag der Lokalmatador keinem anderen Billardspieler in seiner Stadt. Dass sich diese Niederlage ausgerechnet bei der Weltmeisterschaft im Cadre 71/2 einstellen sollte, war für viele eine erschütternde Feststellung.

Zur großen Überraschung vieler Billardexperten schafften es die beiden stärksten belgischen Billardspieler Raymond Ceulemans und Ludo Dielis nicht zur Weltmeisterschaft nach Bochum. Dass die beiden Belgier Leo Corin und Antoine Schrauwen dennoch zur Weltmeisterschaft kamen, zeigte die extraordinäre Stärke der Billardnation Belgien. Schrauwen galt vielerorts als der Geburtsvater niederländischer Topakteure.

Freuen konnten sich die Fans damals auch auf Francis Connesson. Der bis dato zweimalige Weltmeister zählte neben Christ van der Smissen zum engsten Favoritenkreis. Für die WAZ war klar: „Connesson ist der perfekte Interpret der französischen Billardschule“, und weiter: „Sein Spiel ist ein echter Leckerbissen für die Zuschauer“. Seine legendären Lehrmeister waren Roger Conti und Jean Marty.
Der Japaner Komori war der Billardwelt bis zur WM 1978 noch nicht bekannt. Sein Auftritt in Bochum war der Beginn einer einzigartigen Sportkarriere. Bestens bekannt war bei den deutschen Billardkennern hingegen der Argentiner Oswaldo Berardi (auch „James Bond“ genannt). Er gewann schon 1967 die Weltmeisterschaft im 71/2 auf deutschem Boden.

Schiedsrichter 1978. (Foto: Heinz Werner Sure)


Schiedsrichter 1978 im Mittelpunkt
„Billard- Schiedsrichter pauken noch französisch“, hieß es in einer Überschrift der Westdeutschen-Allgemeinen-Zeitung.
Für die Schiedrichter des Billardkreisverbandes Bochum-Witten erreichte die WM eine zuvor nie existierende Aufmerksamkeit.
Zu den Schiedsrichtern gehörten:
Michael Juhasz, Günter Ulrich, Kurt Czerwanzki, Wolfgang Brandt, Gerd Kramer, Willy Werner Plischka, Willi Gartmann, Heinz Jansen und Günter Scheer.

Am 12. Oktober 1978 eröffnete der damalige Oberbürgermeister der Stadt Bochum Heinz Eickelbeck die Titelkämpfe in der Rundsporthalle, nachdem Herbert Stratmann, Vorsitzender des Billardkreisverbandes, die zahlreichen Ehrengäste begrüßt hatte:
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„Ich will hier gar keine lange Rede halten, ich möchte eigentlich nur alle Teilnehmer an dieser Weltmeisterschaftin unserer Stadt rechtherzlich begrüßen. Wenn ich dann noch laut auspreche, dass ich am Ende Klaus Hose gern vorn sehe, wird mir das leider nicht jeder nachsehen.“

„Hosen-Flattern“

So hieß die Überschrift in der Bildzeitung, nachdem der Lokalmatador Klaus Hose zwei seiner ersten drei Spiele gegen Corin und Connesson verlor. Ein echtes Debakel für den Bochumer, das zahlreiche Sensationsmeldungen nach sich zog. Hose wirkte beim Turnier für viele Zuschauer zu fahrig und unkonzentriert.
Für Dieter Müller dagegen fand sich nach einem Punktverlust gegen den Belgier Schrauwen wieder.
Am Ende gewann der Berliner Dieter Müller trotz 300:140 Niederlage gegen Christ van der Smissen den Weltmeistertitel im Cadre 71/2 vor über 700 Zuschauern.
Auch deshalb waren Dieter Müllers Worte im Anschluss des Turniers ganz besondere:
„Ihr habt die schönste WM gemacht, die ich bisher erlebt habe“, so Müller.
Dem schloss sich der Schatzmeister der Union Mondiale de Billard Monsieur Hontele an: „Die hervorragend hergerichtete Rundsporthalle gab der WM nahezu einen idealen Rahmen“, sagte Hontele.

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