Interview mit Günter Ulrich dem neuen Geschäftsführer

Es ist die 46. Bundesliga Mehrkampf Saison des DBC Bochum. 26 Deutsche Meistertitel gab es bis jetzt für den Dahlhauser Billardclub zu gewinnen. Einen großen Anteil daran hatte Paul Kimmeskamp, der sein Amt als Geschäftsführer in diesem Jahr niedergelegt hat. Sein Nachfolger ist Günter Ulrich. 1973 trat er dem Verein bei und feierte vor etwa einem Monat seinen 66. Geburtstag.
Er hat zahlreiche Spitzenspieler auf diversen Turnieren sehen können und war 1978 selbst Schiedsrichter bei der Cadre 71/2 Weltmeisterschaft in der Bochumer Rundsporthalle. Wenn jemand das neue Regelwerk kennt, oder über „die grandiose Partie“ im vergangenen Jahrhundert erzählen kann, weiß niemand so gut Bescheid wie er.
Lukas Blondeel, Medienwart des DBC hat Günter Ulrich getroffen, um mit ihm über das Billardjahr 2016, den DBC Bochum und den Billardsport zu sprechen.

1116099_10200566294747469_1720871193_o

Lukas Blondeel: Hallo Günter, in zwei Wochen ist das Billardjahr 2016 auch für dich gelaufen. Du bist jetzt seit über einem halben Jahr neuer Geschäftsführer für den DBC Bochum. Wie blickst du auf den Start deiner Amtszeit?
Günter Ulrich: Für mich war der Start etwas holprig. Mir war lange nicht bewusst, dass mit der Einarbeitung viel Neues auf mich zukommen wird. Ziemlich schnell musste ich Anträge für unsere Billardtücher und für den Mietzuschuss stellen und auch die Fahrtkosten für die Saison 2015/16 mussten noch gedeckt werden. Bis dato hatte ich nie etwas damit zu tun. Glücklicherweise hat mir Paul Kimmeskamp dabei geholfen, mich in die neue Materie einzuarbeiten. Ich muss mich nun mehr um allgemeine Belange kümmern und werde nun auch öfter angesprochen.

Lukas Blondeel: Der Posten als Geschäftsführer gehört zu den arbeitsintensivsten im Vorstand. Was genau sind deine Aufgaben?
Günter Ulrich: Zu den grundlegenden Aufgaben, die in Vereinsregistern stehen, gehört es unter anderem dazu, Anträge für Zuschüsse bei der Stadt beziehungsweise dem Stadtsportbund zu stellen. Und auch eine vierteljährliche Steuererklärung und eine Jahressteuererklärung müssen gemacht werden. Als Beispiel für eine politische Ebene kann ich auch einen vor kurzer Zeit bewilligten Antrag bei der Bezirksvertretung Süd nennen. Hier wurde unsere Jugendarbeit finanziell als Fördermaßnahme unterstützt.

Lukas Blondeel: Beim DBC hat sich in diesem Jahr eine Menge verändert nicht nur personell. Wie siehst du beispielsweise die neue Kooperation zwischen dem Club und dem BC Krüzkämper?
Günter Ulrich: Die Entscheidung ist aus der Not heraus geboren. Es entsprach keinem Regelfall, weil uns in dieser Saison keine Legitimation für zwei Mannschaften in der Bundesliga zustand. Natürlich war diese Entscheidung für die Spieler vom BC Krüzkämper sehr gut. Allerdings hätte man vielleicht ein paar Dinge anders machen können. Da die Idee schnell umgesetzt werden musste, wurde uns nicht viel Zeit gegeben, um über einzelne Nachteile abzuwägen. Aus meiner Sicht wurden beispielsweise zu viele Spieler für den BCK gemeldet, so dass wir in der Bundesligamannschaft von unserem DBC einen zu kleinen Kader haben. Allgemein ist dieses Projekt etwas ganz Neues für den DBC. An der Entscheidung hing nebenbei auch eine Menge Arbeit. So standen Fabian und ich stündlich in Kontakt, um mit Bundesportwart Kurt Dahlhaus eine Lösung zu finden. Da gab es viele Telefonate und E-mails.

 

Lukas Blondeel: Bei dem neuen Projekt gab es viel Kritik von außerhalb. Kannst du das nachvollziehen?
Günter Ulrich: Nein, ich kann das nicht nachvollziehen. Ich muss sagen, dass wir ohnehin schon immer weniger Billardspieler in Deutschland haben und nur so können wir als Verein aus meiner Sicht den Nachwuchs fördern. An sich ist es von den anderen Vereinen egoistisch gedacht. Allerdings hätten wir dies ohne die Hilfe von Kurt Dahlhaus auch nicht umsetzen können.

dsc02042

 

Lukas Blondeel: Der DBC Bochum hat auch in diesem Jahr keinen neuen Hauptsponsor gefunden. Müssen wir uns darauf einstellen, dass der Verein in den nächsten Spielzeiten nicht mehr „Oben“ mitspielen kann?
Günter Ulrich: Das wird mit Sicherheit so passieren. Die Frage die sich für mich stellt ist, welche Spieler beispielsweise in der nächsten Saison für uns noch zur Verfügung stehen. All das muss im Frühjahr entschieden und im Vorstand diskutiert werden. Erst dann weiß man wie es genau weitergeht. Große internationale Turniere werden wir uns zumindest nicht mehr leisten können, solange ein Hauptsponsor fehlt. Nur noch die Fahrtkosten können eventuell gedeckt werden. Auch der Einsatz von Sam van Etten und Xavier Gretillat ist fraglich.

Lukas Blondeel: Es ist kein Geheimnis, dass auch der DBC Bochum ein Problem damit hat, dass die Zahl der aktiven Mitglieder in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist. Wie will der DBC dieses Problem lösen?
Günter Ulrich: Das erste Thema ist der Altersdurchschnitt, der weit über 50 liegt. Des Weiteren haben wir kein gutes Verhältnis zwischen Voll- und Halbmitgliedern. Unsere Vollmitglieder bezahlen praktisch den Spielbetrieb für alle Mitglieder im Verein. Das kann nicht sein. Dabei finden Halbmitglieder die gleichen Bedingungen vor wie Vollmitglieder zu geringeren Mitgliedsbeiträgen. Das Verhältnis passt nicht. Also ich bin da noch in der Findungsphase. Was dieses Problem lösen kann ist ein attraktiver Spielbetrieb.

Lukas Blondeel: Du bist seit langem sowohl als Spieler oder auch als Mitglied aktiv gewesen. Was macht für dich den DBC Bochum so besonders?
Günter Ulrich: Für mich ist der DBC Bochum meine Heimat, meine Billardheimat. Ich habe in meiner 43- jährigen Vereinszugehörigkeit nicht einmal den Verein gewechselt. Abgesehen davon, dass ich einmal aus privaten Beziehungen heraus Zweitmitglied in Erfurt war. Beim DBC wurde, seitdem ich dabei bin, immer das Thema Leistung in den Vordergrund gestellt. Wir hatten keine großen Feiern, weil für uns immer der Sport an erster Stelle stand. Wer in jungen Jahren zum Verein gekommen ist, wie beispielsweise Volker Baten oder auch Fabian Blondeel, konnte sich einer individuellen Förderung gewiss sein. Auch die Förderung von Talenten macht den Verein besonders.

 

Lukas Blondeel: Wichtig um als Verein attraktiv zu sein ist heutzutage nicht nur erfolgreich zu sein. Was muss sich in den nächsten Jahren beim Club tun, um dieser Erwartung gerecht zu werden?
Günter Ulrich: Das ist die Frage. Ob man weiter sagt: wir wollen Leistungssport betreiben, oder ob wir ein Billardclub wie jeder andere sein wollen, wo Gemütlichkeit und Geselligkeit im Mittelpunkt stehen. Wir werden wieder verstärkt auf Dreiband setzten. Im Vergleich zur Technik finden hier noch viele Turniere statt. Attraktiver wird man auch über neue Medien wie beispielsweise unsere der Zeit gerecht gewordenen Internetseite. Ich denke, man sollte so viel wie möglich in den Medien verbreiten. Medien sind heutzutage wichtiger denn je. Heute muss man viel mehr auf die Leute zugehen. In Zukunft auch auf das Fernsehen und das Radio.

Lukas Blondeel: Wo würdest du den Verein am liebsten bei seinem 100-jährigen Jubiläum 2026 sehen?
Günter Ulrich: Ich habe die Hoffnung, dass der Billardsport irgendwann eine Renaissance erlebt. Dass also wieder Jugendliche und junge Erwachsene Spaß am Billardsport bekommen. Wenn das nicht der Fall sein wird, wird es für den DBC Bochum ohne Fusionen mit anderen Billardclubs in Bochum sehr schwer zu überleben. Mein persönlicher Wunsch wäre ein Billardzentrum in ganz Bochum mit allen Billardvarianten. Sportlich gesehen erhoffe ich mir, dass der DBC Bochum in der Dreiband Bundesliga spielt, da es meiner Meinung nach kaum mehr einen Spielbetrieb in der Technikliga geben wird.

Lukas Blondeel: Welches besondere Ereignis wird es demnächst im Billardzentrum geben?
Günter Ulrich: Wir richten am 25. und 26. Februar die Qualifikation im Europacup aus. Die CEB hat uns hierfür den Zuschlag gegeben, was uns sehr erfreut. Die Endrunde findet im April nächsten Jahres in Prag statt.


Lukas Blondeel: In der nächsten Woche ist ja schon Weihnachten. Du hast drei Wünsche frei für das nächste Jahr welche wären das?
Günter Ulrich: Erstens ein neuer Hauptsponsor, der nicht nur für die Bundesliga, sondern auch für den gesamten Verein da ist, sodass wir beispielsweise unser Billardzentrum erneuern können.
Mein zweiter Wunsch wäre, dass wir mehr aktive Mitglieder haben werden. Hinzu kommt, dass ich mir wünschen würde, dass sich jedes einzelne Mitglied mehr einbringt. Jedes Mitglied sollte sich nicht nur fragen, was tut der Verein für mich, sondern was kann  ich für den DBC Bochum tun. Ansonsten kann man auch in einem Billardsaal für 8-10€ die Stunde spielen.
Als letzten Wunsch erhoffe ich mir eine interessante und spannende Durchführung der Europacup Qualifikation mit viel Zulauf, also ein möglichst großes Publikum.