Mit Bundesliga-Leistung gleichzeitig in Oberliga und Europacup

Für die „Techniker“ ist es ein Alptraum, ein über Monate in den sozialen Medien heiß und hoch emotional diskutiertes Thema. Die Verantwortlichen der Deutschen Billard Union (DBU) allerdings haben trotz zahlreicher Diskussionen und Proteste nun das „Aus“ beschlossen: Zur neuen Saison fällt die 1. Bundesliga Mehrkampf ersatzlos weg. „Die wollen“, und das kritisieren lautstark viele der Aktiven u.a. aus Hilden, Wanne, Krefeld und Bochum, „unseren Sport kaputtmachen.“

Betroffen von diesem Diktat der DBU ist natürlich auch der DBC Bochum als Deutscher Rekordmeister in den sogenannten „technischen Disziplinen“. „Gerade waren wir noch Vizemeister in der 1. Bundesliga Mehrkampf und haben im Coupe d’Europe mitgespielt“, stellt DBC-Teamchef und Geschäftsführer Paul Kimmeskamp fest, „und demnächst treten wir dann in der Oberliga Westfalen an. Das ist eine Missachtung unserer Leistung und damit ein Affront.“

Der Billardsport mit seinen vielen unterschiedlichen Disziplinen ist für Außenstehende nicht einfach zu durchschauen. Snooker und Pool kennt man weithin. Aber bei der komplizierteren Karambol-Variante (Dreiband und die „technischen Disziplinen“ wie sie beim DBC gespielt werden) gibt es nur drei Kugeln und keine Löcher in den Banden. Und das ist weniger bekannt. „Wir in Bochum“, sagt Ludger Havlik, der 2. Vorsitzende des DBC, „spielen seit Jahrzehnten national und international an der Spitze mit.“ Das Team aus Weitmar holte nicht weniger als 28 Deutsche Meisterschaften und 2017 den Coupe d‘Europe. „Und unsere Jungs gewannen auch als Einzelspieler jede Menge Titel.“

Nun sind die Techniker überwiegend in NRW zu finden. Die Billard-Hochburg Bochum hatte phasenweise mit dem DBC, Weitmar 09 und dem TuS Kaltehardt drei Erstligisten. „Technik ist enorm wichtig“, stellt Paul Kimmeskamp klar. „Sie ist das Rüstzeug, die Basis für den Sport auf dem grünen Tuch.“ Den Offiziellen bei der DBU ist das durchaus klar, aber man wollte nicht, wie in der Vergangenheit, ohne Unterbau, ohne eine 2. Liga weitermachen. Für beide Ligen gab es aber schließlich zu wenige Meldungen. DBU-Präsident Helmut Biermann sagte bei einem Interview mit der Rheinischen Post, dass man „den Wust an Disziplinen entschlacken“ müsse. Nicht nur Ludger Havlik findet, dass das eine Frechheit war.

Nun startet Rekordmeister DBC Bochum also im Januar mit Horst Wiedemann, Thomas Berger, Ludger Havlik und Thomas Nockemann in seine erste Oberliga-Saison. Ein Deutscher Meister wird dann in der Runde der „Final Four“ ermittelt. Schon am 18. und 19. Januar findet aber im Billardzentrum am Holtkamp die Qualifikationsrunde für den Coupe d’Europe statt. „Mit Bundesliga-Leistung gleichzeitig in Oberliga und Europacup. Das ist eine total kuriose Situation“, findet Horst Wiedemann. „Das kann man keinem erklären. Erst recht keinem Sponsor.“

Info: Es wird je eine Oberliga in Westfalen und am Niederrhein geben, deren Sieger den Meister ermitteln. Kurios, dass Creidlitz-Coburg mangels anderer Ligen in Westfalen mitspielen wird.

Kritisiert wird auch, dass es für die ostdeutsche Variante Kegelbillard – auch ohne 2. Liga – eine Bundesliga gibt.

Der DBC gewann der in den letzten 23 Jahren 18 Titel. Weitmar 09 und Hilden (4) holten den Rest.

Von Eberhard Franken