Ohne Kneipe kein Billard?

Der Billardsport ist für Viele in Deutschland unbedeutsam geworden. Viel scheitert an einfachen Dingen wie „Ausprobieren“ und dem damit verbundenen fehlenden Optimismus. Gibt es noch Hoffnung? Ein Kommentar:

Egal ob auf dem Schulhof, im Büro, oder unter Freunden. Billard wird als Sport häufig verpönt. Woher kommt dieses Vorurteil eigentlich? Und wie kann man daran etwas ändern?
Verrauchte Kneipen, Stammtischparolen, alte Männer. Das Billard ein Imageproblem hat, das weiß man auch in den Dachverbänden. In vielen Vereinen kämpft man schon lange nicht nur um das Image, sondern meist auch um die eigene Existenz.
In einer der größten Billardregionen Deutschlands, dem Ruhrgebiet, brechen seit den letzten beiden Jahrzehnten zahlreiche Billardvereine weg. Der Strukturwandel hat auch den Billardsport getroffen. Einst kehrten Bergleute und Industriearbeiter in ihrem wohlverdienten Feierabend in die zahlreichen Kneipen des Ruhrgebiets ein. Dort stand oft mindestens ein Billardtisch. Heute existieren diese durch den gesellschaftlichen Wandel in der Metropole kaum noch.
Bochum gilt als Billardhochburg Deutschlands. Doch auch hier, wo einst, man höre und staune, 16 Karambolage-Billardvereine ansässig waren, ist heute gerade mal die Hälfte übrig.
Hat man also auch hier den „Lifestyle“ nach dem Strukturwandel verpasst? Oder ist es nicht eine Chance jetzt einen Neuanfang zu planen?
Heute weiß man, dass zwar früher die Aktivität in den Billardvereinen höher war, jedoch die gegenwärtigen Vorurteile aus dieser Zeit herrühren. Eltern trauen sich häufig nicht ihre Kinder in einen Billardverein mitzunehmen. Auch das Verständnis von Billard als olympische Sportdisziplin ist Vielen noch unbegreiflich.

Erfahrungen beim DBC zeigen allerdings, der Billardsport ist nicht ausgestorben. Er hat Potenzial. Die Jugendlichen beim DBC erinnern den Betrachter an einen bekannten Satz: „11 Freunde müsst ihr sein“. Da wo früher meist die ersten Meisterschaften vom DBC gefeiert wurden, feiert heute eine neue Generation. Und sie wächst. Mittlerweile wird Freitags immer gemeinsam trainiert. Nicht unter Druck, sondern mit einem hohen Maß an Selbstständigkeit und mit viel „Ausprobieren“. Wieso funktioniert das so gut? Die Jugendlichen vom DBC spielen schnell gemeinsam viele Turnier, fahren zu Großveranstaltungen, wie der WM in Viersen und wissen dadurch den Sport und seine Tradition zu schätzen.

Einsatz moderner Technik bei dem Bundeslehrgang in Erlangen

Der DBC Bochum hat seit Jahren davon profitiert, dass er einen gut konstituierten Vorstand hat. Seit den 60er Jahren und mit dem Eintritt in das professionelle Billardspiel hatte der DBC das Glück auch professionell arbeitende Vorstandsmitglieder zu haben. Seit nun über 90 Jahren arbeiten Mitglieder mit Herzblut für ihren Verein. Karl-Heinz Sonneborn und Paul Kimmeskamp sind die „Macher“ im 20. Jahundert gewesen. Ohne Sonneborn kein Billardzentrum, ohne Kimmeskamp kein DBC in der Bundesliga.

Der DBC hat im Vergleich zu anderen Vereinen den Wandel halbwegs gut verkraftet. Doch gerade den Verantwortlichen ist nicht nur der DBC an das eigene Herz gewachsen, nein auch der Billardsport.
Mit der Ausrichtung des Europapokals im Jahr 2018, soll sich nicht nur der DBC Bochum in das Scheinwerferlicht stellen, sondern der Billardsport im Ruhrgebiet allgemein. Eine Chance in Bochum, die Billardkultur wieder aufleben zu lassen und jene Professionalität, die man bei dieser Randsportart zu selten vermutet, vorzutragen. Nur gemeinsam ist ein Neuaufbau des Billardsports zu gewährleisten. Man muss weg von zu eigensinniger Vereinspolitik und hin zu kollektiven Entschlüssen, die nicht nur den Großvereinen Vorteile bieten, sondern ebenfalls den kleinen Vereinen ein Standbein.

Klar ist allerdings, dass diese Kehrtwende nur mit jedem einzelnen Mitglied der Billardgemeinschaft möglich ist. Dass die, die den Billardsport lieben nämlich nicht nur die eigenen Interessen befriedigen, sondern ihre Zeit auch für den Verein und den Sport investieren, insbesondere für den Nachwuchs. Man kann dazu niemanden zwingen, allerdings daran appellieren sich für einen Neuaufbau einzusetzen. Dann und nur dann schafft man gemeinsam eine Veränderung.